Diese Wirtschaft tötet

„Diese Wirtschaft tötet" (Papst Franziskus)
Paul Schobel scheut sich nicht, selbst bei bitterer Kälte oder sengender Hitze auf der Straße für seine Sache zu werben. Bei dieser Sache dreht sich um die „Ökonomie des Teilens“. Davon sei nämlich weltweit nichts zu sehen, kritisiert der 78 Jahre alte katholische Betriebsseelsorger. „Wenn wir das nicht gebacken kriegen, scheitern wir.“
Bestärkt, nicht nachzulassen, hat ihn sein großes Vorbild, Papst Franziskus. Zufrieden zitiert er das Kirchenoberhaupt mit den Worten: „Diese Wirtschaft tötet.“ Für solche Aussagen sei er selbst früher oft angefeindet und belächelt worden, erzählt der Seelsorger. Ihn kümmert das nicht. „Die Teilung der Ressourcen auf der Welt funktioniert nicht und schafft Armut.“ Diese stehe nun in Europa vor der Tür.
In seinen Beiträgen für die „Anstöße“ greift Schobel brisante Themen auf, von der Flüchtlingskrise über den Milchpreis bis zur Kritik an Waffenexporten. Schobel muss mit dem Vorwurf leben, dass Jesus bei ihm zu kurz komme. Bei vielen gilt er mit seiner Kapitalismuskritik als Marxist. Das nimmt er in Kauf, hält er doch die Analyse von Marx für richtig, nur seine Instrumente für falsch. Er hält sich an die auf das Gemeinwohl ausgerichtete katholische Soziallehre. Für Schobel hat die Bibel eine klare politische Botschaft: Sie nimmt Partei für die Armen und Benachteiligten.
Erschüttert ist Schobel über den Erfolg der AfD. Schwer enttäuscht zeigt er sich zugleich von der EU. Er vermisst eine gemeinsame Vision oder Idee. Die Flüchtlingsfrage könne nur auf europäischer Ebene gelöst werden, sagt er. Klar sei, dass nicht alle nach Deutschland kommen könnten.
Der 1939 als Sohn eines Waldarbeiters in Rottweil geborene Schobel hat die katholische Betriebsseelsorge in den 70er Jahren in der Region Stuttgart mitbegründet. Um die Nöte der Arbeiter kennenzulernen, heuerte er bei Daimler in Sindelfingen am Band an. 1987 ist auf sein Betreiben hin das Arbeiter- und Arbeitslosenzentrum in Böblingen eröffnet worden. Er war zunächst Pfarrer der Christlichen Arbeiterjugend, wurde dann 1972 Industriepfarrer im Raum Böblingen und übernahm 1992 die Leitung der Betriebsseelsorge in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Es ist ihm ein Herzensanliegen, die Diskussion um eine zukunftsfähige Ökonomie voranzutreiben. Er spricht sich ganz klar aus für eine „Ökonomie des Teilens“. Seiner Meinung nach hat die Menschheit nur noch ein Spiel frei: Entweder lernt sie das Teilen und macht sich Teilen zum politischen Konzept, oder sie ist nicht mehr zu retten. Die Armen und Elenden dieser Welt – im In- und Ausland – schauen nicht mehr länger zu.
Eintritt: frei, eine Spende wird erbeten
Alle Daten
- 04.04.2017 20:00 - 22:00